Fast 70 Jahre Krieg haben den burmesischen Staat Karen geprägt. Die anhaltende Unsicherheit und Gewalt schwächt die Gesundheit und den Lebenswillen von jungen Frauen. Durch Sport und Spiel gewinnen sie das Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft zurück.

Systematische Folter, Vergewaltigung und Zwangsarbeit: Insbesondere Frauen leiden unter der anhaltenden Gewalt im burmesischen Staat Karen. Der Autonomiekonflikt um die südöstliche Region Myanmars gilt als einer der längsten Bürgerkriege der Welt. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1948 sind Hunderttausende Menschen in andere Landesteile oder ins benachbarte Thailand geflüchtet. Der Konflikt hat tiefe Spuren in der Zivilbevölkerung hinterlassen, wobei Frauen die Hauptlast tragen. Ihre psychische und physische Gesundheit ist nicht nur durch die Vergehen der Streitkräfte, sondern auch durch häusliche Gewalt bedroht. Insbesondere jungen Menschen fehlen die Perspektiven. Sie verstehen sich selbst als «verlorene Generation».

Sport wirkt doppelt

Junge Frauen zwischen 12 und 18 Jahren stehen im Zentrum von Moving Beyond Trauma, einer gemeinsamen Initiative der SA4D und der lokalen Karen Women Empowerment Group (KWEG). Das Projekt nutzt Sport und Spiel in doppelter Weise: Einerseits sind Gruppenaktivitäten und traditionelle Tänze die Triebfeder, damit sich die jungen Frauen mit Gleichgesinnten austauschen. Andererseits stärkt der Sport die Frauen. Gewalterfahrungen zerstören oft das Vertrauen darauf, eine schwierige Situation meistern zu können. Durch Sport und Spiel, durch ein geschütztes Umfeld und klare Regeln, gewinnen die Frauen dieses Grundvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück. Sie lernen, mit den Folgen ihres Traumas zurechtzukommen und holen sich so ein Stück Normalität zurück.

In individuellen, Familien- oder Gruppentherapien und mittels Rechtsberatung unterstützen die lokalen Fachkräfte die Frauen zusätzlich. Ausserdem haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, in Spar- und Kreditgruppen mitzumachen. Mit den Kleinkrediten bauen sie ihr eigenes kleines Geschäft auf und verbessern so ihr Einkommen.

Wissenstransfer – mehr als Selbstzweck

Die SA4D vermittelt den lokalen Coaches das Rüstzeug, um die jungen Frauen behutsam zu begleiten. In enger Zusammenarbeit mit KWEG entwickelt die SA4D einen Leitfaden, welcher den Coaches als Übungshandbuch und Nachschlagewerk dient. Er zeigt ihnen auf, wie sie eine geschützte Atmosphäre schaffen und durch Sport und Spiel Verarbeitungsprozesse anstossen.

In der Zusammenarbeit mit KWEG setzt die SA4D auf Partizipation. In einem Planungsworkshop bestimmen alle Beteiligten die Projektziele und die Mechanismen für die Datenerfassung gemeinsam. Dies erlaubt, Massnahmen kontinuierlich auszuwerten und bei Bedarf anzupassen. Die SA4D vermittelt KWEG dafür die nötigen Kenntnisse. Dabei ist der Wissenstransfer keineswegs Selbstzweck. Er zielt darauf ab, dass KWEG als örtlich ansässige Organisation die jungen Frauen auch über das Projektende hinaus unterstützt.