NEUER WIND IN DEN SEGELN DER SA4D: SEIT ANFANG AUGUST IST DR. CONNOR SPRENG NEUER GESCHÄFTSLEITER. IM INTERVIEW ERZÄHLT ER UNS, WIE SEIN ERSTER EINDRUCK IST UND WAGT EINEN AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT.
DU BIST NUN SEIT RUND 80 TAGEN IN DER FUNKTION ALS GESCHÄFTSLEITER DER SA4D. WIE IST DEIN ERSTER EINDRUCK?
Ich habe einen sehr positiven Eindruck gewonnen. Das Team hat ein wirklich beeindruckendes Engagement für die Mission – die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen durch Sport und Spiel – und die Projekte sind ungewöhnlich stark und von gleichbleibend hoher Qualität. Es war auch gut zu sehen, dass einige der Erfahrungen, die ich mitbringe, für diesen Moment nützlich und gut geeignet sind. Gleichzeitig war es für mich natürlich auch eine steile Lernkurve. Es gibt eine Menge zu lernen und organisatorisches Wissen zu absorbieren und sich damit vertraut zu machen.
DU WARST LANGE ZEIT ALS PROGRAMMMANAGER UND BERATER FÜR VERSCHIEDENE ORGANISATIONEN SOWIE ALS ENTWICKLUNGSÖKONOM BEI DER WELTBANK TÄTIG UND WARST IN VERSCHIEDENSTEN LÄNDERN ZU HAUSE. WELCHE ERFAHRUNGEN AUS DEINEN BISHERIGEN TÄTIGKEITSBEREICHEN WERDEN FÜR DEINE ARBEIT BEI DER SA4D BESONDERS WERTVOLL SEIN?
Die Arbeit in einer kleineren und wendigeren Organisation wie der SA4D unterscheidet sich in der Tat ein wenig von meinen früheren Erfahrungen mit grossen und relativ starren Organisationen. In meiner jetzigen Funktion ist es jedoch wertvoll zu verstehen, wie solche grösseren Organisationen arbeiten und was für sie wichtig ist, zumal wir versuchen, die Anzahl und Tiefe der laufenden Partnerschaften zu erweitern. Generell ist die Tatsache, dass die Erfahrungen des Teams und meine nicht die gleichen sind, eine grosse Chance für die SA4D; eine Chance, voneinander zu lernen und mit mehr Selbstvertrauen voranzukommen. Die Tatsache, dass ich direkte Erfahrungen mit verschiedenen Projekttypen (Forschung und Betrieb), in verschiedenen Sektoren und in verschiedenen Ländern und Kulturen gesammelt habe, hilft mir, neue Zusammenhänge besser zu verstehen. Darüber hinaus hilft sie mir, schneller zu verstehen, was ich noch nicht weiss.
NEBST DEINER FUNKTION ALS GESCHÄFTSLEITER BIST DU IN GERINGEREM AUCH ALS PROJEKTLEITER TÄTIG. AUF WAS FREUST DU DICH AM MEISTEN WENN ES UM DIE ZUSAMMENARBEIT IM PROJEKT / MIT PROJEKTPARTNER:INNEN GEHT?
Oh, ich freue mich sehr darauf, direkt und vor Ort in die Projekte eingebunden zu sein, wo auch immer das sein mag. Das war auch in meinen früheren Jobs meine Lieblingsbeschäftigung und ist bei SA4D ein noch wichtigeres Element. Die Projekte und die Ergebnisse vor Ort sind das, worum es uns letztlich geht. Es ist von unschätzbarem Wert, die Möglichkeit zu haben, aus erster Hand zu erfahren, wie gut oder weniger gut die Projekte vorankommen, zu sehen und zu verstehen, was tatsächlich vor sich geht, mit Menschen zu sprechen, die von den Projekten betroffen sind und ein direktes Feedback über ihre Erfahrungen geben können.
DIE SA4D IST EIN KOMPETENZZENTRUM FÜR SPORT UND ENTWICKLUNG. SPORT UND SPIEL IST DABEI DER ZENTRALE ANSATZ UND WIRD BEI ALLEN AKTIVITÄTEN EINGESETZT: GENAUSO ZUR VERBESSERUNG DER PSYCHOSOZIALEN GESUNDHEIT, IN DER FRÜHFÖRDERUNG UND DER NON-FORMALEN BILDUNG, IN BESCHÄFTIGUNGSPROJEKTEN SOWIE IM BEREICH INTEGRATION. WELCHE BEDEUTUNG HAT SPORT UND SPIEL FÜR DICH PERSÖNLICH?
Als Kind hatte ich einen langsamen, unsicheren und ungeschickten Start im Sport. Später, als junger Teenager, hatte ich das Glück, auf Trainer zu treffen, die mich ermutigten. Dies löste eine Veränderung in meinem Selbstverständnis aus. Es war transformativ. Es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Ich geniesse es besonders, im Wasser zu sein. Mehrere Jahre lang ruderte ich in Wettkämpfen, für meinen Ruderclub in Zürich, für die Schweizer Nationalmannschaft und für das Universitätsteam, als ich in Harvard war. Ausserdem war ich Mitbegründer eines Drachenbootclubs in meiner Heimatstadt Eglisau am Rhein. In jüngerer Zeit habe ich mich mit dem Hochseesegeln beschäftigt. Aber den Wunsch, draussen zu spielen, verspüre ich täglich. Wann immer ich mich verbundener und glücklicher fühlen will, finde ich eine Möglichkeit, mich draussen zu bewegen, Sport zu treiben und frische Luft zu atmen oder einfach nur spazieren zu gehen.
FÜR DEINE NEUE AUFGABE BIST DU IN DIE «KLEINE WELTSTADT» BIEL/BIENNE GEZOGEN. WIE SIEHT EIN TYPISCHER ARBEITSTAG BEI DIR AUS?
Die Routine setzt sich nur langsam durch. Ich gehe vom Stadtzentrum, wo ich wohne, zu Fuss zur Arbeit und komme normalerweise zwischen 8 und 9 Uhr morgens ins Büro. Wir haben immer noch einen sehr flexiblen Ansatz in Bezug auf das Home Office, so dass es immer ein bisschen anders ist, wer im Team da ist, je nach individuellen Zeitplänen und Meetings. In der Mittagspause mache ich einen kurzen Spaziergang, um aus dem Gebäude zu kommen und mich ein wenig zu bewegen. Normalerweise komme ich abends gegen 17 oder 18 Uhr zurück und arbeite bei Bedarf noch ein oder zwei Stunden zu Hause. Aber noch häufiger geniesse ich es, die Stadt Biel, die schöne Altstadt, den See oder die Wälder oberhalb zu erkunden.
WAGEN WIR EINEN BLICK IN DIE ZUKUNFT: DIE INTERNATIONALE GEMEINSCHAFT IST DURCH DIE COVID-19-PANDEMIE BESONDERS GEFORDERT. WELCHE ERFAHRUNGEN WERDEN WIR DEINER MEINUNG NACH AUS DER ZEIT DER PANDEMIE IN DIE PROJEKTARBEIT DER ZUKUNFT MITNEHMEN?
Für die Projekte selbst ist es vor allem ein neues Gefühl der Flexibilität und der verschiedenen Möglichkeiten, wenn es um die Kommunikation über Länder und Kontinente hinweg geht. Besseres Management der Fernkommunikation. Für uns, aber auch für unsere Partner, war dies nützlich und wird uns in Zukunft wahrscheinlich zugutekommen. Ich glaube jedoch, dass wir im Grossen und Ganzen verstanden haben, dass wir in der Tat miteinander verbunden sind. Solidarität über weite Entfernungen und über Generationen hinweg ist für unser Wesen und sogar für unser eigenes Überleben unerlässlich. Ich hoffe, dass wir uns alle gemeinsam an diese Erfahrung und diese Lektion erinnern.