Sport und Spiel für von Krieg und Gewalt traumatisierte Frauen in Myanmar? Was bringt das? Anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen erzählen die Teilnehmerinnen von «Moving Beyond Trauma» wie traumatische Erlebnisse ihren Alltag prägen und wie Sport und spiel helfen, damit umzugehen.

Naw Gloe arbeitet als MBT-Coach in ihrem Dorf. Gemeinsam mit dem Team von MBT organisiert sie die Trainings. «Von Beginn weg, als ich vom Projekt hörte, wollte ich Coach werden. Ich wusste, dass es mir guttun würde, aber vor allem wollte ich den Frauen dabei helfen, ihren Stress zu mindern. Man erzählte mir, dass das Projekt sich mit Traumata auseinandersetzt, viele Leute leiden darunter. Ich kannte den Begriff und auch einige der Symptome – ich sehe sie überall. Sie sind unglücklich, gestresst und fühlen sich nicht wohl. Ich sehe das. Ich wurde interviewt und erhielt die Möglichkeit, die Ausbildung zum Coach zu absolvieren.»

Entspannung durch Fussball

Naw Gloe gefallen die Aktivitäten und das Fussballspiel in den Trainings. Sie sieht sich selbst als heissblütige Person, doch nach dem Fussball oder einer Partie Sitz-Volleyball kann sie sich entspannen und zur Ruhe kommen. Durch Trainings zu Alltagskompetenzen hat sie gelernt, sich selbst besser zu verstehen, ihre Schwächen und ihre Stärken. Am meisten hat ihr jenes Training gefallen, in welchem sie ihre Stärken einschätzen mussten. Diesen Ansatz wendet sie auch in ihrem Alltag an und denkt darüber nach, wie sie ihre Stärken am besten nutzt. Das führt auch dazu, dass sie sich nun besser behaupten kann, wenn sie in der Familie Probleme hat.

Sich auf die Stärken besinnen

Als Coach meint Naw Gloe: «Ich habe die Frauen ermuntert, über ihre Stärken nachzudenken. Das tun sie nicht oft. Sie denken nicht darüber nach, worin sie gut sind, wie sie anderen helfen können. Sie sind zu sehr mit alltäglichen Dingen beschäftigt und vergessen, zu sich selbst zu schauen. Ich unterstütze sie dabei, etwas zu verändern. Das Leben mit ihren Partnern … das ist nicht immer einfach. Sie sollen wissen, dass sie eine Wahl haben und dass sie etwas am Familienleben ändern können.»

Naw Gloe beobachtet, dass sich die Teilnehmerinnen verändern. «Vor allem die Wut, sie sind weniger wütend. Sie können mit ihrer Depression umgehen. Wir reden über diese Dinge und ich zeige ihnen auf, wie sie damit umgehen können. Sie müssen die Dinge erkennen, darüber sprechen und versuchen, sie unter Kontrolle zu behalten. Ich habe Frauen dazu gebracht, Dinge anzugehen und diese zu diskutieren. Das ist nicht einfach an einem Ort, wo es verpönt ist, über schlechte Dinge zu sprechen.»

Ein Tabu brechen und Emotionen zeigen

Die Coaches haben der SAD und ihrer Projektpartnerin KWEG erzählt, dass das Mitteilen von Gefühlen, insbesondere schlechter Gefühle, in den Familien und Gemeinden nicht gern gesehen wird. Naw Gloe betont, dass die Trainings zu Alltagskompetenzen für die Teilnehmenden eine Herausforderung sind. Sie machen Dinge, die sie davor nie gemacht haben und die Diskussionen sind sehr schwierig. Die Teilnehmenden reden, aber manchmal streiten sie sich oder die Coaches müssen sie behutsam durch die Diskussion führen und Dinge klären. Trotzdem sieht sie eine starke Verbesserung, was die Beteiligung betrifft. Während einige Frauen zunächst Mühe hatten, sich in die Diskussion einzubringen, machen nun alle mit und sprechen über ihre Gefühle. Für Naw Gloe ist dies ein Schritt nach vorn, welcher den Frauen auch ausserhalb der Trainings zugutekommt.