Programme zur Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt boomen, besonders im Mittleren Osten und in Nordafrika.
Wie man den Erfolg solcher Beschäftigungsprogramme misst, diskutierte SAD-Projektmitarbeiterin Katharina Wespi im April an einem Workshop in Turin mit anderen Expertinnen und Experten.
Im Interview spricht sie über typische Evaluationsfehler und darüber, was sie selbst am Workshop gelernt hat.
Du hast im April am dreitägigen «Taqeem Community of Practice Peer Learning Event» in Turin teilgenommen. An wen richtete sich der Workshop und worauf zielte er ab?
Der Workshop versammelte einerseits Mitarbeitende von Organisationen, die Youth Employment-Projekte im Mittleren Osten und in Nordafrika umsetzen. Zum anderen waren Fachleute aus dem Bereich Evaluation und Monitoring da. Wir berieten die praktisch tätigen Organisationen dabei, die Wirkungsmessung der Projekte zu verbessern.
Welchen Beitrag hat die SAD an den Workshop geleistet – was war deine Rolle?
Zum einen habe ich mich intensiv mit einer jordanischen Regierungsorganisation, die Beschäftigungsprogramme für Jugendliche evaluiert, beschäftigt. Zusätzlich habe ich einen Input zu Fragen der Datenerhebung und passenden qualitativen und quantitativen Instrumenten gegeben. Dabei bin ich auf Probleme eingegangen, die sich speziell im Bereich Youth Employment stellen.
…zum Beispiel?
Das erste Problem stellt sich in der Datenerhebung. Für quantitative Erhebungen verfügen wir heute zwar über kostengünstige Instrumente wie E-Mail oder Handy – nur ist Rücklauf bei dieser Vorgehensweise oft sehr klein.
Dann ist auch die Formulierung der Fragen fehleranfällig. Unsere Erfahrung zeigt zum Beispiel, dass das Verb «arbeiten» unterschiedlich verstanden wird. Oft verneinen Programmteilnehmende die Frage «Arbeiten Sie?», geben aber im selben Fragebogen ein Einkommen an. Diese Inkonsistenz erklärt sich dadurch, dass zum Beispiel die Uniabgängerin, die in einem Lebensmittelladen jobbt, diese Tätigkeit nicht als «arbeiten» qualifiziert. Wir müssen uns also gerade bei standardisierten Umfragen genau überlegen, wie wir die Fragen formulieren.
Welches Fazit ziehst du aus dem Event? Was hast du persönlich gelernt?
Ich habe neue Möglichkeiten der Datendokumentation kennengelernt: Ein Referent stellte Online-Plattformen, Apps und andere Speicherprogramme vor, die es uns erlauben, schon während der Erhebung Einsicht in die Daten zu erhalten.
Dann war auch der Austausch mit anderen Fachleuten fruchtbar. Es tat gut zu hören, dass ich mit Problemen wie tiefer Datenqualität oder niedrigen Rücklaufzahlen nicht alleine da stehe. Diese Schwierigkeiten stellen sich auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Organisationen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder wie sagt man?